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Wer kennt sie nicht, diese Zeiten, wo alles drunter und drüber geht. Ein Projekt jagt das andere, ein Termin den nächsten, wir sind nur unterwegs, es bleibt keine Zeit für uns selbst. Wir wünschen uns, das Karussell anzuhalten, auszusteigen, die Reißleine zu ziehen und einfach mal "nichts zu tun" und durchzuatmen.
Doch was genau hält uns davon ab?
Doch was hält uns davon ab, einen Gang zurückzuschalten, innezuhalten und den Signalen unseres Körpers nach Ruhe und Entspannung nachzugeben?
Oftmals sind es Glaubensätze, wie z.B. „Wenn das Projekt zu ende ist – ich diese Aufgabe erledigt habe, dann gönn ich mir eine Pause.“ Doch kaum naht sich das Ende des Projektes bzw. der Aufgabe, stehen schon die nächsten an, die erledigt werden wollen. Und mit ihnen die nächsten Glaubenssätze: „Für eine Pause oder etwa „ein längeres Nichts-Tun“ ist nun wirklich keine Zeit. Das kann ich mir jetzt nicht erlauben, wo doch noch so viel zu tun ist. Was sollen denn die anderen von mir denken? Nachher denken die, ich wäre faul, wenn ich hier dumm rum sitze...“
Auf der anderen Seite können es auch positive Gedankenmuster und Gefühle sein, die uns motivieren, immer wieder aufs "Nichts-Tun" zu verzichten. Vielen macht es Spaß, im Flow der Aufgaben zu sein. Mit anderen Dinge voranzutreiben, erfolgreich zu sein und Haken auf der Checkliste zu machen. Am Ende des Tages oder der Woche zu denken, wow, das habe ich alles geschafft oder auch von anderen Wertschätzung für Geleistetes zu erhalten.
Gefährlich kann es dann werden, wenn wir über längere Zeit die leisen Signale unseres Körpers nach Entspannung ignorieren und sie in Form von „ z.B. Migräne, Unlust oder starker Müdigkeit“ immer lauter werden. Doch soweit muss es erst gar nicht kommen, wenn wir lernen uns, unsere Automatismen und die Signale unseres Körpers zu verstehen.
Was bedeutet Nichts-Tun für Dich?
Unser innerstes gleicht oftmals einem Glas mit schmutzigem Wasser. Jede Aufgabe, jeder Gedanke, jedes „kannst du mal bitte“ wühlt die Schmutzpartikel neu auf. Wild treiben sie im Wasser hin und her und wir mit ihnen durch unseren Alltag. Doch irgendwann nehmen sie uns die Sicht auf das, was uns wirklich wichtig ist. Und genau das sind die Momente, in denen wir uns wünschen, einfach mal nichts zu tun. Einfach auf der Couch zu liegen, einen Tee zu trinken, innenzuhalten und abzuschalten.
Doch was passiert, wenn wir uns diese Pause gönnen? - Ein Experiment
Stelle Dir einen Timer auf 10 Minuten, setzt Dich aufrecht und bequem hin. Wenn Du magst, schließe die Augen und nimm drei tiefe Atemzüge. Suche nun einen Punkt, an dem Du bewusst Deinen Atem wahrnimmst – z.B. an der Nasenspitze oder im Bauchraum. Fokussiere Dich die nächsten 10 Minuten nur auf diesen Punkt bis der Timer klingelt.
Wie ist es Dir in diesem Experiment ergangen?
Konntest Du Dich die gesamten 10 Minuten nur auf den Atem fokussieren oder wurdest Du z.B. von Deinen Gedanken, dem Gefühl der inneren Unruhe oder Geräuschen vor Deinem Fenster abgelenkt? Ablenkungen dieser Art sind normal, wenn wir zur Ruhe kommen. Während wir uns Entspannung erhoffen, planen wir im Geist die nächste To-Do-Liste oder arbeiten nochmal gedanklich den Konflikt mit unserem nervigen Kollegen auf. Von Entspannung und Abschalten keine Spur. Wie kann es uns das "Nichts-Tun" trotzdem gelingen?
Fünf Impulse für erfolgreiches Nichts-Tun
1. Mache Dir klar, wie genau Dein Nichts-Tun aussehen soll
Male Dir ein inneres Bild von schönen Nichts-Tu-Momenten und plane, wie genau sie aussehen sollen. Was genau willst Du in diesem Moment nicht mehr tun? Was stattdessen? Wo und wann genau finden sie statt? Wie lange dauern sie? Nicht immer müssen es Tage oder Wochen sein, manchmal reicht es, wenn man sich regelmäßig einen kurzen "Nichts-Tu-Moment" gönnt, bevor man die nächste Aufgabe startet.
2. Lerne Dich selbst besser kennen
Werde Dir Deiner Glaubensätze, Verhaltensmuster und Antreiber klar.
Erst wenn wir uns diesen bewusst sind, können wir innehalten und erfolgreiche "Nichts-Tu-Momente" schaffen.
Welche Glaubensätze halten Dich davon ab, Dir Pausen zu gönnen? Was motiviert Dich immer wieder über Deine Grenzen zu gehen? Was sind die Signale Deines Körpers, die Dir andeuten, dass sich Deine Energiereserven dem Ende neigen? Was bringt Dich immer wieder von Deinem "Nichts-Tun" ab?
3. Nichts-Tun braucht Zeit, Fokussierung und Geduld
Alte Verhaltensweisen loszulassen, geschieht nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit, Übung und jede Menge Geduld.
Denken wir an das Glas mit schmutzigem Wasser. Nur wenn man das Glas länger Zeit in Ruhe lässt, setzen sich die Schmutzpartikel am Boden ab und die Flüssigkeit wird klar. Warum denken wir also, dass wir auf Knopfdruck von 180 auf 0 schalten können, wenn wir uns im hektischen Alltag mal kurze eine Pause gönnen?
Gib Dir und Deinem Körper Zeit zur Ruhe zu kommen und spring nicht gleich wieder auf, weil Dir eingefallen ist, dass xyz noch zu erledigen ist. Ein Trick der mir dabei hilft mein Gedankenkarusell und Dringlichkeitsgefühl abzuschalten, ist die Fokussierung auf meinem Atem. Werde ich von dieser Fokussierung abgelenkt, nehme ich bewusst diese Ablenkung wahr, lasse sie ziehen und gehe liebevoll wieder zu meiner Atemfokussierung zurück.
4. Mache mehr von dem, was funktioniert
Betrachte Deine bisherigen erfolgreichen „Nichts-Tun-Momente“ und versuchen mehr von ihnen in deinen beruflichen und privaten Alltag zu integrieren.
Was hat dieses "Nichts-Tun" erfolgreich gemacht? Was genau hast du getan (oder nicht getan)? Wann und wo hat es stattgefunden? Wie lange hat dieser Moment gedauert? Warst Du alleine? Welche Maßnahmen haben vorab stattgefunden? Wie hast Du Dich danach gefühlt?
5. Such Dir einen Sparringspartner
Hilfreich kann es sein, sich einen Sparringspartner zu suchen, der hilft, das Vorhaben umzusetzen.
Sei es ein Coach, der Dir hilft deine Glaubenssätze, Antreiber und Automatismen kennenzulernen oder ein Kollege oder Freund, mit dem Du Dich regelmäßig zum „Nichts-Tun“ verabredest.
Wichtig ist es dranzubleiben und die Momente, in denen es funktioniert, bewusst zu genießen.
In diesem Sinne wünsche ich Dir viele genussvolle Nichts-Tu-Momente.
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