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  • AutorenbildJanine Knüppel

Plötzlich Witwe

Was es bedeutet Witwe zu sein.

Haderst Du mit Deiner neuen Rolle als Witwe? Fragst Du Dich, wie verhalte ich mich als Witwe richtig? Fällt es Dir schwer anderen zu sagen, dass Du Witwe bist, wenn sie Dich fragen, ob Du verheiratet bist? Mir ging es zu Anfang genauso.




Witwe?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir nie richtig Gedanken gemacht, was Witwe sein bedeutet.

Klar, in meinem Bekanntenkreis und Umfeld gab es Verluste von lieben Menschen. Ich habe mitbekommen, wie schmerzhaft und langwierig diese Erfahrung sein kann und wie sich das Leben dadurch verändert. Doch was es wirklich bedeutet, wie es sich anfühlt, wie es mein Leben verändert, war mir nicht klar. Noch nie in meinem Leben hatte ich bis zu Teresas Tod einen Menschen durch Tod verloren, der mir so nah war.


Wenn ich an das Wort Witwe denke, denke ich an eine grauhaarige ältere Frau. Bestenfalls ist sie noch vor kurzem Händchen haltend mit ihrer Partnerin durchs Leben spaziert. Beide konnten auf ein erfülltes und glückliches Leben zurückschauen. Und nun war es Zeit für sie zu gehen. Doch Witwe mit 48 Jahren?


Früher trugen Witwen schwarz.

Früher trugen Witwen schwarz. Getrauert wurde ein Jahr und in dieser Zeit durften Witwen nicht neu heiraten. Das galt übrigens nur für Frauen. Männer waren davon ausgenommen. Schließlich können sie ja nicht schwanger werden.


Doch heutzutage?

Schwarz ist zu einer „Modefarbe“ geworden. Nicht jeder der schwarz trägt, trauert.

Und Trauer dauert auf gar keinen Fall nur ein Jahr.


Trauer ist komplex. Trauer hat viele Gesichter.

Trauer ist komplex. Trauer hat viele Gesichter. Und jeder erlebt und gestaltet diese Zeit „danach“ anders.


Am 28.9.22 um 13.31 Uhr starb meine Frau Teresa. Und ich wurde zur Witwe.

Und auch wenn sie / wir schon über 3 Jahre lang gegen ihre Leukämie gekämpft hatten, kam der Tod für uns alle plötzlich.


Lange Zeit habe ich mich gegen "Witwe sein" gewehrt.

Lange Zeit habe ich mich gegen diese „neue Rolle“, die sich einfach in mein Leben geschlichen hat, gewehrt. Witwe wollte ich nicht sein.


Und wenn wir ehrlich sind: Niemand möchte es sein! Erst mit der Zeit ist mir klar geworden, sobald ich mich entscheide, zu einer anderen Person „Ja“ zu sagen - egal ob mit Trauschein oder ohne, sagen wir auch "Ja" zur Möglichkeit Witwe zu werden.

Doch das "... bis das der Tod uns scheidet" am glücklichsten Tag unseres Lebens, blenden wir ganz schnell wieder aus.


Wenn dann der Tod eintritt, fühlen wir uns überrumpelt. Ohnmächtig. Hilflos. Verloren. Wir wollen nicht wahr haben, dass der andere nicht mehr da ist. Das wir nun verwitwet sind.


Witwe sein bedeutet, nicht mehr zu wissen, wer man ist - ohne sie.

Denn Witwe sein bedeutet, allein gelassen zu werden.

Witwe sein bedeutet vieles zu verlieren, was Dir wichtig und wertvoll ist.

Witwe sein bedeutet, das Du die Person, die Dich jahrelang begleitet und unterstützt, verloren hast.

Das die Person, mit der Du geliebt und gestritten hast, plötzlich nicht mehr da ist.

Witwe zu werden, bedeutet ungewollte Veränderung.

Witwe zu sein, bedeutet von anderen mitleidige Kommentare und Ratschläge zu bekommen, die man gar nicht haben will - auch wen diese vom Gegenüber nicht böse gemeint sind.

Witwe sein bedeutet, nicht mehr zu wissen, wer man ist - ohne sie.

Und immer wieder Trauer, Schwere, Rückzug und Schmerz.


Doch Witwe sein, bedeutet auch unerwartete Unterstützung.

Doch ich durfte auch erfahren, dass Witwe sein, bedeuten kann, hilfreiche Worte und Gesten zu erfahren, von Menschen, von denen ich dies nicht erwartet hätte.

Freundschaftliche Verbindungen, die wachsen konnten und mich halten, wenn mir gerade alles wieder zu viel wird.

Und wie kraftvoll es ist, wenn ich für mich selbst und meine Bedürfnisse einstehe, mir Zeit gebe und gut für mich sorge.

Für all das bin ich sehr dankbar.


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